"Was hast Du denn mit der schönen Hintergrundkulisse gemacht?" - harsche Kritik am beklebten Bild der Stadtlandschaft. Sieht ja auch echt übel aus, ist aber notwendige Vorarbeit, um später bei den Gebäuden ein wenig Innenraum-Atmosphäre entstehen zu lassen. Letztlich bietet das ganze Ensemble der Bahnhofsgebäude im Erdgeschoss mit großen Fenstern und Türen Einblicke - nur wohin? Früher hat man einfach Vorhangmuster hinter die Scheiben geklebt - das war´s dann! Heute bieten sich ganz andere Möglichkeiten, darum ist ein wenig Vorarbeit angesagt. Wobei ich auch hier die Kirche im Dorf lassen werde. Bei Dioramen sind ja komplett durchgestaltete Zimmer üblich, hier reicht es völlig, wenn der oberflächliche Eindruck einer Nutzung entsteht. Also bei einem Café ein zwei Tische, ein paar Figuren dazu. Hier kann man prima die billigen und qualitativ minderwertigen Exemplare aus fernöstlichen Konvoluten nehmen, vor allem, wenn man die eine oder andere farbliche Zumutung übermalt hat. Mehr ist nicht nötig. In einem Ausstattungs-Set "Pizzeria" war u.a. eine Theke mit Espressomaschine und Zapfanlage enthalten, die vier Zapfhähne (aus Kupfer!) mussten einzeln (!!) angeklebt werden, Millimeterarbeit mit Lupe und Pinzette. Wer diese Details von außen durch das Fenster eines 1:87-Modells erkennen will, muss vorher schon mal in der Forensik gearbeitet oder wenigstens in einem Viren-Labor hospitiert haben. Vor allem muss er direkt vor dem Fenster stehen können. Ein unnötiger Aufwand bei Gebäuden, die mehr als 50cm von der Anlagenkante entfernt stehen. Für die gezielte "Raum-Atmosphäre" sorgt ein Foto aus dem Netz, das einen ähnlichen Raum zeigt. Verkleinert, ausgedruckt und - daher die Klebearbeit auf der Hintergrundkulisse - einfach auf die Rückwand des Gebäudes geklebt. Dank Computer und Internet heute kein Ding, vor 50 Jahren war das eine echte Herausforderung. Da es sich hier ja nur um Halb- oder gar Drittel-Relief-Häuser handelt, kommen diese Ausdrucke direkt auf die Hintergrundkulisse. Das Gebäude steht dann einfach davor.

Etwa das Hotel Kaiserhof - nie hat ein Kaiser darin genächtigt, noch nicht einmal ein Fußballkaiser! Pure Hochstapelei! Und im Faller-Namensset gab es keine große Auswahl - also wurde es der Kaiserhof. "Bahnhofshotel" oder so wäre mir lieber gewesen, aber dafür den Aufwand der Herstellung eines eigenen Namenszuges? Eine Leuchtreklame hätte ich gerne gehabt, aber da bietet der Markt nichts wirklich tolles. Und unter uns: Geht auch so, oder? Das Haus ist in die Jahre gekommen, auch sein Ruf hat etwas gelitten. Mit ein bisschen Vitamin B kann man beim Portier die Zimmer angeblich sogar stundenweise mieten. Im Erdgeschoss einfach das Foto einer Kneipe, mit vier Zentimeter Abstand, reicht völlig aus - finde ich. Einige Zimmerfenster sind mit den üblichen Kästchen hinterlegt und können so auch einzeln geschaltet werden - in jedem Gebäude in zwei oder drei Gruppen.

Mit ein paar Kleinigkeiten lässt sich auch hier "das Leben" ausreichend darstellen: helle Bahnhofshalle, darin einige Figuren, ein bisschen Gedränge...

Genau wie das Café - auch dort zwei drei Figuren im Inneren, dicht am Fenster und daher gut zu sehen. Dazu ein bisschen Biergartenstimmung draußen - ob es so etwas jemals auf deutschen Bahnhöfen gegeben hat? Ich glaube es nicht wirklich, damals musste man ja sogar eine Bahnsteigkarte kaufen, um überhaupt den geheiligten Bereich an den Gleisen betreten zu dürfen. Und nach dem Besuch musste die Karte beim Aufsichtsbeamten an der Bahnsteigsperre wieder abgegeben werden. Damit kein Missbrauch getrieben wurde. Als Fahrkartensammler - es gab eine ganze Wand voll dieser bunten Kärtchen in meinem Zimmer - hatte ich als Kind beim Sammeln ständig Angst vor den beamteten Aufpassern. Obwohl es auch da Ausnahmen gab. Einige der "Oppas" sammelten für uns und übergaben dann einen ganzen Stapel...

Im Gebäude daneben sorgt allein ein Hintergrundfoto für die Illusion eines großen Raumes. Ich sage ja immer: wir Modellbahner sind die größten praktizierenden Illusionisten! Vor allem muss man sich beim Betrachten der Fotos immer einen wichtigen Punkt vor Augen halten: so eine Abbildung wie hier kann man sich in aller Ruhe ansehen...

...man entdeckt dabei natürlich viele Schwachpunkte, geht mir beim Betrachten der Bilder anderer Anlagen auch immer so. Nur: auf einer privaten Modellbahn wird in der Regel gefahren, bei mir jedenfalls. Es herrscht reger Betrieb. Dabei dient das ganze Drumherum lediglich als Kulisse, es soll einen schönen Rahmen für die Züge schaffen, soll Atmosphäre erzeugen. Ob da nun eine Perspektive wie im Foto oben 100%ig richtig ist oder stürzende Linien offenbaren, dass da ein fotografischer Stümper am Werk war, ob die Bemalung überall perfekt gelungen ist oder ob im quietschgelben VW-Bus der Bundespost ein Fahrer sitzt, ob die Räder entsprechend der Fahrzeugposition eingeschlagen sind - DAS alles bemerkt man dabei nicht. Das ist bei Dioramen anders, und man kann natürlich auch auf der Privatanlage winzig kleine Telefone (in Epoche III aber bitte mit Wählscheibe!) auf dem Bürotisch im Stellwerk platzieren. Das entscheidet ja zum Glück jeder und jede selbst. Ob man dann noch Zeit findet, den Frühzug rechtzeitig losfahren zu lassen ist eine ganz andere Frage. Aber auch da sind ja die eigenen Prioritäten maßgebend. Und nichts anderes! Und das ist auch gut so, sehr gut sogar!

Auf jeden Fall bin ich hier in den letzten Wochen einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Das Bahnhofsgebäude mit dem ganzen Drumherum jedenfalls steht. Ein paar Kleinigkeiten sind noch zu erledigen, aber ich muss keine Häuser mehr über die Gleise wuchten und kann - ENDLICH - wieder fahren. Nun geht es in den Herbst und nun geht es elektrisch weiter, die Lötpistole wartet schon ganz ungeduldig auf die nächsten Einsätze.

EINSCHUB: Vorher aber muss die Lötstation ran, schließlich bin ich praktizierender Großvater (im Ruhrgbiet Oppa) und habe derzeit ein Fahrzeug aus der PawPatrol-Welt auf dem Tisch: Kabel abgerissen, direkt an der Platine. Ich sage immer: Laien sollten nicht versuchen, Batterien zu wechseln, einige schaffen noch nicht einmal das ;-) Da muss ich nun ´ran, letzte Instanz! Ob´s klappt? Keine Ahnung, schwierige Operation mit hohem Risiko bei diesen winzigen Lötpunkten. Aber: Bange machen gilt nicht! EINSCHUB ENDE

Auf alle Fälle kann ich jetzt mal wieder zwischendurch einen Fahrtag einlegen oder abends einfach mal ein bisschen rangieren. Solche loklosen Phasen sind für mich immer schwer auszuhalten, wenn beim Begrasen etwa überall "Heu" herumliegt, wenn ständig Kabel über die Gleise laufen - wenn eben einfach die Anlage zur No-go-Area für Loks und Wagen wird. Nun geht´s wieder!

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