Das Bautagebuch - April April - wildes Durcheinander

April - eigentlich die Zeit, in der das Boot ins Wasser kommt und die Saison los geht - in diesem Jahr alles ungewiss. Wird man die Häfen wieder schließen? Die Zahlen klettern ohne Halt und die Politik ist nicht in der Lage, sich zu einem knackigen Lockdown durchzuringen. Der eine will Kanzler werden und die anderen sorgen sich um ihre Tourismusbranche, jeder denkt nur an sich und sein Ländle und niemand möchte unangenehm auffallen. Und so lässt man es einfach laufen. Ich hoffe immer noch sehr darauf, dass unsere Bundeskanzlerin ihre Ankündigung wahr macht und endlich dem Schlamassel ein Ende setzt. Föderalismus ist gut - aber in Notzeiten keine wirklich schlagkräftige und entschlussfreudige Konstellation. Also warten und weiter werkeln oder: weiter timmern. Eine Baustelle ist der Bahnhof. Jede Weiche bekommt einen eigenen Fahrstromanschluss. Und natürlich wird auch das Herzstück mit Strom versorgt. Daher braucht es für jede Weiche drei Bohrungen: Stellschwelle, Herzstück, Stromversorgung. Die Kabel löte ich nämlich im hinteren Teil der Weiche so an, dass sie nach innen laufen und dort gemeinsam abtauchen können. Hier gibt es bei den Roco-Weichen einen Zwischenraum, den man gut für das Anlöten nutzen kann. Die jetzt noch sichtbaren Anschlüsse sind später durch Färben und Einschottern fast nicht mehr zu sehen. Jedenfalls werde ich mich darum bemühen! Versprochen!!

Beim Bohren ist eine gewisse Genauigkeit nicht zu verachten. Also müssen die Löcher angezeichnet und nach dem Bohren überprüft werden.

Am Ende wird das gesamte Brett dunkel lasiert, grundiert sind die Bahnhofsbretter sowieso schon. Aber der Grundton sollte schon etwas dunkler sein, sonst schimmert später überall das helle Holz durch. Als Grundlage dient auch hier wieder 10mm starkes Buchensperrholz.

Wie immer gibt es parallele Baustellen, so dass ich das machen kann, worauf ich gerade Lust habe. Landschaft. Hier bin ich auch auf dem ersten Anlagenteil aktiv, und ich bin mit Styrodur unterwegs. Auch das für mich ganz neu, früher haben wir mit Fliegendraht, Zeitungspapier und ganz viel Gips gebaut, stabil und schwer. Heute baut man mit Kunststoff, also probiere ich das auch. Die dicken Styrodurplatten sind ja wirklich ideal - wenn man sie schneidet. Sobald es ans Feintuning geht, beginnt die Sauerei und der Staubsauger läuft im Dauerbetrieb. Ekelhaft diese vielen kleinen elektrisch geladenen Teilchen. Aber: es geht besser als gedacht. Und vor allem bei den herausnehmbaren Teilen werde ich damit viel Gewicht sparen. Also üben, da ist noch eine Menge Luft nach oben bei mir...

Hier liegt dann der Klotz in der Landschaft ´rum. Erst mal für eine gute Auflage sorgen und erst mal schauen, ob man sich durch das massive Teil nicht den Zugang zu irgendwelchen wichtigen Punkten verbaut. Klar kann man da immer noch Löcher hineingraben - aber DA kommt dann wirklich Freude auf. Dann, wenn man sich Bröckchen für Bröckchen vorarbeiten muss wie der Kumpel weiland unter Tage...

Der Rand ist angepasst, auch die grobe Struktur ist schon herausgearbeitet. Das mache ich weitgehend im Keller. Optimal für größere Schnitte ist die Metallsäge, die schafft das mit ihrer feinen Zahnung fast ohne Späne. Dann mit dem Teppichmesser die Kanten abschneiden (VORSICHT, das kann leicht in die Hose gehen wenn die Klinge mal abrutscht) und mit grober Raspel die Geländestruktur herausarbeiten. Anschließend erfolgt der Einbau. Die Feinarbeit muss dann vor Ort erfolgen. Ich klebe das Styrodur mit Heißkleber, das geht schnell und man kann schon nach wenigen Minuten weiter arbeiten. Klar schmilzt das Material etwas auf, vor allem, wenn man mit zuviel Kleber arbeitet, aber es bleibt immer noch genug Klebefläche übrig für den festen Halt.

Das Tunnelportal habe ich bereits vorher in Form gebracht. Die Lage der seitlichen Stützmauern werden mit einer Dreikantfeile durch eine tiefe Rille festgelegt. Diese wird dann gut mit den üblichen Kunststoffklebern geflutet und die Stützmauer im passenden Winkel "eingeschwommen". Wenn man sie einige Minuten festhält und abwartet, bis sich der Kunststoff gelöst und wieder gefestigt hat, kann man ohne Probleme zügig weiterarbeiten. Da ist es nicht schlecht, wenn die Unterlage gleich als Lesestoff verwendet hier, möglichst Texte der packenden Art. Und hier stockt einem dann doch der Atem. Nicht weil es ein spannender Krimi ist, aber der Spiegel berichtet gerade von den Firmen, die sich durch Kurzarbeitergeld und Corona-Hilfen mit Steuergeldern über Wasser halten, aber dann hohe Boni und Dividenden auszahlen. Da bekommt das "über Wasser halten" dann doch einen schalen Beigeschmack. Statt angesichts der hohen Gewinne die Arbeiter weiter zu entlohnen, verlässt man sich lieber auf den Fiskus und leitet die kassierten Steuergelder gleich weiter in die Taschen der Shareholder. Oder der Vorstände, man fällt ja vom Glauben ab wenn man sieht, was sich diese Damen und Herren sich da einsacken. Andere fallen auf ALG 2-Niveau zurück, Kleinunternehmer geben auf, Gastronomen und andere versuchen irgendwie über die Runden zu kommen - und da kommen dann die Banker und Aktionäre vom Stamme Nimm - Lufthansa, Daimler - ach, die Liste ist so lang. Und bezahlen müssen wir das alles. Vielleicht werden jetzt endlich mal einige wach angesichts der "hässlichen Fratze des Kapitalismus" - Zitat Ende.

Erste Anprobe - so kann es aussehen. Nur etwas mehr "gerade". Hinten sieht man eine schwarze Fläche...

...mit der ich gerade experimentiere, wie ich die Unterwelt gestalte, damit auch der Blick in ein Tunnelportal hinein nur ein schwarzes Loch offenbart. Vorn werden noch Tunnelinnenwände stehen, aber weiter hinten, meist in einer Kurve, müssen dann schwarze Farbe und hier und da eine zusätzliche Blende reichen.

So sieht das dann am Ende aus - der "Berg" muss das Portal und den Tunnel "zwingend" machen, er muss also schon ein wenig massiv aussehen. Ich bin gespannt auf den finalen Eindruck, ob mir das dann am Ende dann auch gelingt, hier den Beweis für die unbedingte Notwendigkeit eines Tunnels zu modellieren...

Szenenwechsel. Ein möbeltechnisches Problem treibt mich um: ich habe durch die Verwendung der alten Büroschränke zwei Rundungen. Wie verblende ich die? Die Herausforderung, Holz in die Kurve zu zwingen, hat mich schon beim Ausbau des Bootes an einigen Stellen gebremst. Sperrholz biegen? Mit Heißdampf geht so etwas, angeblich soll es auch mit gewässerten Platten klappen - ich habe es ausprobiert: vergesst es. Aber: beim Suchen im Netz fand ich "Biegesperrholz" - nie gehört. Das wäre es. Der Preis ist annehmbar, zumal ich ja hier keine Riesenplatten brauche. Also habe ich mir eine passende Platte kommen lassen: 6mm Buche.

Was soll ich sagen, diese Dinger sind tatsächlich biegbar, und wie! Hier habe ich schon die Landschaftssilhouette oben herausgesägt. Die Platte muss nur noch grundiert und dann lasiert werden. Natürlich von beiden Seiten. Allerdings nehme ich es bei der Innenseite nicht ganz so genau mit der Streicherei, Grundierung und einmal Lasur müssen reichen. Außen wird das Teil natürlich ein zweitens Mal lasiert, jeweils nach passendem Anschliff. Und wie bei den anderen Blenden - 8 bis 10mm Buche - so auch hier: wunderschöne glatte Oberfläche. Das Packpaier dient dem Schutz der Möbel beim Lasieren. Eigentlich streiche ich im Keller, aber dieses Stück wollte ich in gebogenem Zustand bearbeiten, so dass die Lackschicht nicht durch spätere Bewegungen in Mitleidenschaft gezogen wird. Letztlich ändert sich ja die Oberfläche deutlich beim Biegen.

Ob ich das mit der Befestigung so lasse weiß ich noch nicht. Das gebogene Stück steht natürlich ganz schön unter Spannung, darum habe ich es einfach unter die beiden angrenzenden stabilen 10mm-Platten geschoben und zusammen mit diesen festgeschraubt. Vielleicht setze ich auch einfach nur eine Leiste auf den Rand, sieht wahrscheinlich eleganter aus. Mal sehen. Ich kann das üben, an der zweiten Rundung.

Da ist die Platte um einiges kleiner, aber ich muss hier in die Unterwelt eingreifen, wenn ich das mobile Zwischenstück befestigen will. Daher etwas komplizierter. Mit zwei Resten habe ich das schon mal probiert, so muss es aussehen. Das nächste Stück Biegesperrholz ist unterwegs, da werde ich es hier mit aufgesetzten Leisten ausprobieren und dann vielleicht bei dem großen Stück ändern. Wir werden sehen!


Teststück am Anlagenteil IV - wird noch geändert

Und noch eine Baustelle. Auf dem mobilen Anlagenteil V wird eine Flussbrücke stehen, ich habe die ersten Vorbereitungen ja schon gezeigt. Eigentlich hatte ich gedacht, da wird elektrisch nicht viel Aufwand nötig sein, zwei Leiter für den Fahrstrom, vielleicht noch irgendwo etwas mit Beleuchtung, das war´s. Doch wie so oft habe ich die Rechnung ohne die Realität gemacht. Das Einfahrsignal für den Bahnhof müsste irgendwo auf Teil V stehen, außerdem das Blinklichtüberwachungssignal für den Bahnübergang von Teil IV. Vielleicht auch noch das erste Blocksignal der Strecke in Richtung Schattenbahnhof? Und am Fluss, könnte da nicht ein Zelt stehen? Vielleicht mit Lagerfeuer? Und was gibt´s noch alles für Ideen. Zum Glück habe ich ja schon mal vier Signalleitungen "auf Verdacht" bis zum Teil 4 durchgezogen, die werde ich dann also jetzt weiterleiten.

Elf Leitungen gilt es also zu verbinden. Einen Vielfachstecker habe ich noch, viel größer, aber dafür sehr stabil. Also wieder mal ein fröhliches Löten. Und zur Musik von Jon Bon Jovi ist das nach einer guten Viertelstunde erledigt. Parallel die Dokumentation. Für den Fall der Fälle.

Angeschlossen wird das nunmehr elfadrige Kabelbündel an die Lötleiste 1 auf Teil 4 - immer kurz durchklingeln bei gleichen Farben, dann klappt es auch mit der Zuordnung. So kommt am Ende jedes Deckelchen auf sein Töpfchen. Ich sehe gerade auf dem Foto, dass ich noch einige Lötösen etwas richten muss, das mache ich jetzt. Bis dahin euch eine schöne Woche!

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