Das Bautagebuch - es geht wieder los!

Der Sommer "isch over" - um es mit einem klassischen Zitat von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble zu sagen. Der "große Sommetörn" war wieder mal kleiner als geplant und es wird auch keine Fahrt mehr im Herbst geben. Also freie Fahrt für das Timmern. Natürlich ist die Baustelle Timmerbruch im Sommer nicht ganz vereinsamt - immer wenn es zwischendurch "ein bisschen Luft" gab, habe ich an diesem oder jenem Projekt herumgebastelt. So hat Teil IV inzwischen schon ein wenig mehr Gestalt angenommen. Straßentrasse, Bahnübergang und das Mundloch eines Erbstollens* sind schon zu sehen.

*Erbstollen: für Menschen, die nicht in Bergbauregionen aufgewachsen sind, mag dieser Begriff fremd und sogar irreführend sein. Erbstollen sind tiefliegende Stollen in einem Berg, über die das Wasser der darin mündenden Schächte und Stollen mit natürlichem Gefälle abfließen konnte. Bevor die Dampfmaschine mit großen Pumpe diese Aufgabe übernahm, waren Erbstollen die beste Möglichkeit, die Gruben zu entwässern. Und wer einen solchen Stollen besaß, hatte das Recht, allen angeschlossenen Gruben (Ruhrgebiet: Zechen) Gelder für diese Entwässerung in Rechnung stellen, daher der Begriff Erbe.

Und auch in Sachen Hintergrund fanden erste Gehversuche statt. Solche fotografischen Landschaften gab es früher mangels technischer Möglichkeiten nicht, jedenfalls nicht zu bezahlbaren Preisen. Heute lassen sich derartige Fotos ja an jedem halbwegs aktuell ausgestatteten Computer zusammenstellen und aneinander anpassen. Sieht doch schon gut aus! Das optische Problem der Stütze für den darüber befindlichen Oberschrank lässt sich nicht beseitigen, vielleicht noch ein wenig kaschieren. Mal sehen. Aber wie so viele Unzulänglichkeiten: wenn man einen Zug hier her steuert, fallen solche Kleinigkeiten gar nicht auf.

Doch auch unterwegs auf dem Wasser, quasi von Bord aus, war die Modellbahn Thema. Berlin etwa. Da habe ich mich auf dem Weg zum einem großen Modellbahnladen mit dem Fahrrad (!) in den Berliner Verkehr getraut. Nie wieder!!! Mit dem Boot hatte ich in Charlottenburg festgemacht, der Laden am Mierendorffplatz liegt fußläufig zum Anleger, das war kein Problem. Aber die Lietzenburger, meine 2. Adresse, ist dort, wo für uns Wessis früher Berlin stattfand, West-Berlin. Hardenberger, Joachimsthaler, vorbei am Bahnhof Zoo - und ich Idiot mit dem Fahrrad unterwegs. Nie habe ich gesehen, dass Menschen bei derart tiefem Rot noch locker Gas geben, um über die Kreuzung zu kommen. Die durchgezogene Mittellinie wird von vielen als Ideallinie interpretiert und wenn ein Lieferant beim Rückwärtsetzen vom Gehweg feststellt, dass er im Stau stehen müsste, fährt er auch schon mal dreihundert Meter hupend quer über alle drei Spuren einer Straße mit breitem Mittelstreifen, um eine Durchfahrt zur Gegenfahrbahn zu erreichen - wohlgemerkt: GEGEN die Fahrtrichtung! Vorgeschriebene Fahrtrichtung Rechts? Wenn man nach links will und das technisch möglich ist, wird dieses Schild allenfalls als netter touristischer Reisehinweis interpretiert.


Todesmutige Radfahrer in Berlin

Und dann on Top noch wildes Gehupe - eine türkische Hochzeit? Nein, ein schwarzes Edelfahrzeug schiebt sich auf den Ernst-Reuter-Platz. Aus dem geöffneten Schiebdach ragt eine bärtige Gestalt, mit Händen und Füßen gestenreich predigend. Hören kann man nichts, denn zwischendurch tritt der Fahrer des Wagens immer wieder die Kupplung des hochpreisigen Gefährts und lässt den Motor aufheulen, anscheinend mit offenem Auspuff. Das vielzylindrige Aggregat röhrt gewaltig. In der 2. Reihe das Fahrzeug mit dem Kameramann, hinter beiden Wagen schließen weitere schwarze Fahrzeuge auf. Da wegen der Kameraperspektive zweispurig gefahren werden muss, drängelt sich der Konvoi einfach in zügigem Tempo auf den Reuter-Platz, andere Fahrer müssen hart in die Eisen steigen. Formel Eins auf der Hardenberger. Vielleicht entsteht gerade ein neues Youtube-Video oder ein Rapper braucht Material für den nächsten Clip. Was weiß ich. Die Busspur, für E-Mobile und Fahrräder freigegeben, dient auch Verbrennern als schneller Ausweg aus dem Stau, drei PKWs stehen vor dem Bus. Wundert es mich, dass zwei davon große SUVs sind, wundert es mich, dass sie allesamt schwarz sind? Gleich springt die Ampel auf Grün um - doch da treten aus dem Dunkel eines Hauseingangs zwei schwarze Gestalten ans Licht und klopfen an die Scheiben: Polizei! Der hinterste Wagen blinkt fix und will wacker die Spur wechseln. Der wippende Pferdeschwanz zeigt die Geschwindigkeit, mit der die Beamtin den Kopf dreht - es reicht eine Handbewegung und ein Blick - da lenkt er resigniert wieder zurück. Kein Gedanke mehr an Flucht, das wird teuer. Alles Erlebnisse von einer knappen Stunde Teilnahme am Berliner Straßenverkehr.


Gefährliches Pflaster für Radler - Weißes Rad, Caprivi-Brücke, direkt an der Liegestelle

Überall in Berlin hat man Radspuren eingerichtet, aber die Berliner Radfahrer stehen den Autofahrern in keiner Weise nach. Hier überlebt man nur, wenn man - als Radfahrer, als Fußgänger - knallharter Kurshalter ist. Bloß keinen Schritt zur Seite, da saust schon wieder einer vorbei. Dazu die Rollerfahrer auf Miet-Fahrzeugen von unzähligen Anbietern - die übrigens überall herum liegen. Ich habe hier bewusst das generische Maskulinum verwendet um die Dynamik der Geschichte nicht unnötig abzubremsen. Abbremsen passt hier nämlich gerade nicht, und die Beinahkollision hätte eine junge Dame verschuldet. Ich konnte gerade noch ausweichen. Den Rückweg habe ich geschoben, vom Ku´damm bis nach Charlottenburg. Echt jetzt. Ich bin kein Schisser, keine Bangebüx, schließlich gelernter Großstädter seit ich laufen kann - aber der Toback war mir zu hart. Mit dem Wohnmobil in Spandau - das war schon aufreibend, aber hier mit dem Zweirad durch West-Berlin - ohne mich. Der Ausflug hat sich übrigens gelohnt: demnächst kann ein überall längst ausverkaufter VT 98 in Timmerbruch an der Timmer halten. Guter Kurs für ein echtes Schätzchen, schon eine Rarität, und dann auch noch fabrikneu!


Zuwachs für Timmerbruch - ich brauche unbedingt Gleise an Bord!

Ist halt immer noch eine Reise wert, diese Stadt an der Spree, in der noch so mancher Koffer auf die Abholung wartet. Und "Autoferntransporte von u. nach allen deutschen Plätzen" fahren nicht wegen eines Koffers, da muss man schon selbst erscheinen...


Fährt demnächst auch von Berlin SO 16 nach Timmerbruch: Mercedes Langhauber

Und noch ein Foto von unterwegs: Bemalung von Figuren an Bord - geht natürlich nur, wenn es der Seegang zulässt. Aber immerhin habe ich ein kleines Kistchen bemalter Personen nach Hause mitgebracht. Auhagens Spritzlinge mit Bahnpersonal und Reisenden.

Der Fuhrpark von Timmerbuch zu Beginn der Winter- und Bausaison: immerhin 10 Triebfahrzeuge gehören inzwischen dazu, allesamt digital, allesamt mit Sound-Decodern ausgestattet. Doch noch gibt es wenig Einsatzmöglichkeiten - die befahrbare Strecke ist nicht sehr groß und die Gefahren auf der Baustelle nicht gering - daher fristen die Triebfahrzeuge die meiste Zeit in einer sicheren Umgebung. Vorsicht ist die Mutter der Lok-Kiste - oder so ähnlich.

Aber es geht ja weiter. Sah Teil IV vor der Sommerpause noch so aus, startet das Zwischenstück nun bereits ganz anders in die neue Zeit...

Da hat sich bereits eine Menge getan, auch wenn Schranken & Co. noch provisorisch aufgestellt sind und auf das Ergrünen der Landschaft warten. Für einen Funktionstest musste das aber alles schon mal an seinen Platz.

Und so gibt es immerhin schon ein erstes Nachtfoto von Timmerbruch! Die Lampe am Stellwerk ist zu hell und zu weiß, auf dem Foto zwar weißer als in Natura aber trotzdem: da muss ein Tropfen, ach was, ein Tröpchen Tauchlack her.

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