Das Bautagebuch - der Mai ist gekommen...

...und die Kühe in Timmerbruch-Land fressen für den Mai-Gouda - was freue ich mich auf diesen Käse. Mit frischem Baguette und einem guten Weißwein - so wie 2019 auf dem letzten Törn durch die Niederlande, Anlegen in Lemmer und dann - siehe Foto:

Aber vor das Vergnügen haben die Götter den Schweiß gesetzt: Kollateralschaden - immer die gleiche Leier. Man nutzt ein scharfes Skalpell um Bauteile unbeschadet und gratfrei vom Spritzling zu trennen, wohlwissend, WIE scharf diese Teile sind. Darum passt man höllisch auf, wie ein Schießhund - passt, aber blödes Wort in Kriegszeiten - auf jeden Fall geht es natürlich in die Hose, jedes Mal gibt´s mindestens einen kleinen Schnitt in den Daumen. Merkt man es gar nicht sofort, manchmal nur, weil irgendwo irgendwas plötzlich rot wird. Und dann heißt es mehrere Tage total verpflastert herumwerkeln und dadurch sind anspruchsvolle Arbeiten im Mikrometerbereich natürlich heftig erschwert. Aber was nutzt alles Klagen, passiert ist eben passiert. Dem Weidezaun hat´s nicht geschadet. Dieses Foto habe ich in einer Modellbahn-Facebook-Gruppe gepostet und hatte nach drei Tagen mehr als 80 Reaktionen und über 30 Kommentare - es passiert eben nicht nur mir. Die angebotene Tapferkeitsmedaille habe ich aber abgelehnt, die sollten jene bekommen, die sich das Messer bis zum Anschlag direkt neben der Arterie ins Bein gerammt oder einen herunterfallenden Lötkolben volley angenommen haben. Da hatte ich ja nur ein paar kleine Ritzer. Ist eben ein extrem gefährliches Hobby, diese Modellbahnerei ;-)

Der nächste Bauabschnitt kündigt sich an: großer Bahnhof - besser: langer Bahnsteig. Die Bahnsteigkanten habe ich schon seit einiger Zeit hier liegen, ich habe sie immer mitgegossen, wenn andere Gußteile in Arbeit waren. Schwierig beim Bahnsteig: er liegt - natürlich - in einer sanften Kurve. Also müssen die Kanten gebogen sein. Ich bin mal gespannt, wie ich diese Herausforderung meistern kann. Beim Gießen jedenfalls hatte ich den Bogen raus, die Frage ist, wie sich das dann am Ende realisieren lässt. Jetzt müssen die Teile aber erst einmal grundiert werden: Betongrau von HEKI ist hier die Farbe der Wahl. Die Ziegelpartien werde ich später mit einem dunklen Rot einfärben.

Hier sind erste Streifen schon geklebt - schwierig, sie einerseits so dicht ans Gleis zu bekommen, dass es für die Preiser-Menschen technisch überhaupt möglich wäre, in den Zug zu kommen, aber andererseits auch keine Kollisionen mit irgend welchen Anbauteilen von Wagen zu riskieren. Grundsätzlich gilt auch hier: schön, wenn es gut aussieht, wichtig aber ist die Betriebssicherheit. Also lieber ein paar Millimeter mehr Abstand riskieren als eine Stelle, an der es zu Problemen beim Fahren kommt. Denn Trittbretter und andere hervorspringende Teile gibt es ohne Ende. Die Spalten und Fugen - unvermeidlich beim Zusammenkleben - werde ich später tarnen, ist mir bei den Rampengleisen und dem Bahnsteig in Tb-Ost ganz gut gelungen.

Fahrtag - alle Teile werden montiert und dann geht´s los. Die drei mobilen Teilstücke erweitern Timmerbuch zu einem Durchgangsbahnhof. Der große Vorteil in dieser Bauphase: ich kann Züge immer und immer wieder über die verschiedenen Gleise laufen lassen und so die Problemstellen finden und beseitigen.

Pass-Stifte sorgen für den milimetergenauen Sitz der Anschlusstellen, Öffnungen in den Blenden für die Zugänglichkeit der Verschraubungen und Vielfachkabel und -stecker für die elektrischen Verbindungen. Geht erstaunlich schnell, nach gut fünf Minuten sind die drei mobilen Teile montiert, etwas Feinjustierung - und dann kann´s losgehen.

Das Teilstück über dem Schubladenregal ist fest, die drei anderen Teile werden eingesetzt. Die Bereiche mit der Flussbrücke und dem Bahnübergang sind dann durch zwei "technische" Verbindungen an die Anlage angeschlossen. Die sind einfach nur als Verbindung gedacht, ob ich sie mal landschaftlich aufwerte - ich weiß es noch nicht. Auf jeden Fall funktioniert das bestens, auch elektrisch, denn trivial ist das nicht. Die Züge wenden über die große Kehrschleife im Hauptteil und können anschließend den Bahnhof Timmerbruch von beiden Seiten anfahren - quasi wie ein Gleisdreieck, elektrisch das gleiche Problem wie mit einer Kehrschleife. Aber funktioniert! Wenn man nicht vergisst, die richtigen Schalter zu drücken. Daran muss ich noch arbeiten.

Und natürlich stellen sich einige Probleme heraus. So entgleisen meine Silberlinge überraschend oft, besonders an dieser Stelle hier. Die ist von innen zugänglich, aber ich beschließe, auch eine Zugriffsmöglichkeit von vorn einzubauen. Warum kommt es hier zu Entgleisungen? Es sind vornehmlich die Wagen von BRAWA, ausgesprochen tolle Modelle - aber irgendwie bringen sie anscheinend nur eine geringe Toleranz gegen Normabweichungen mit sich. Alle anderen Wagen laufen hier problemlos, nur eben die BRAWAs steigen signifikant öfter aus. Im Forum gibt es ähnliche Berichte. Das liegt also nicht an mir und den Gleisen - es wird irgendwie an den Wagen liegen. Die Ursachenforschung beginnt.

Zunächst aber verschaffe ich mir einen vereinfachten Zugang zu dieser Stelle, hatte ich schon zu Beginn des Baus überlegt, aber wieder verworfen - von innen sind die Gleise ja prima zu erreichen. Nur muss man dazu eben immer unter die Anlage tauchen - von außen wäre das einfacher. Also wird die Verblendung abgeschraubt, die genaue Lage der Ausschnitte angezeichnet und dann spricht die Säge. Die Schnitte müssen noch geschliffen und lasiert werden, nach zwei Tagen ist die Blende wieder montiert. Meine Enkel begrüßen den neuen Einblick begeistert. Und die Gleislage: einwandfrei, trotz Kurve, trotz Weiche - alles ok. Kein Wunder, schließlich entgleiste hier bisher kein einziger Wagen.

Einer der ständigen "Aussteiger" aus dem Gleis ist dieses nigelnagelneue BRAWA-Fahrzeug: ein Behelfspackwagen. Wunderbar detailliert und auch historisch ein tolles Modell, das bestens in meine Epoche passt. Um den Mangel an Packwagen auszugleichen, baute die junge Bundesbahn aus jeweils zwei Behelfspersonenwagen - einst aus Güterwagen gebaut um den Mangel an Personenwagen zu lindern - einen vierachsigen Packwagen. Nur: zum einen wackelt das Modell während der Fahrt wie ein Auto mit zu weicher Federung, es wiegt sich während der Fahrt hin und her wie weiland mein guter alter 2CV - anscheinend schlechte Lagerung auf den Drehgestellen. Schlimmer aber ist die Tatsache, dass der Wagen auf Weichenstraßen und in Kurven ziemlich oft den Abflug macht. Ich füge an dieser Stelle zum wiederholten Male hinzu, dass die Betriebssicherheit für mich an erster Stelle steht und dass ich mir - natürlich - viel Mühe gegeben habe, um ein einwandfreies Gleis zu bauen. Darum fahren meine Züge auch erfreulich störungsfrei. Aber dieser hier?

Da mehrere Wagen aus dem Hause BRAWA an Stellen, die alle anderen problemlos immer und immer wieder befahren, gezogen, geschoben, am Ende eines Zuges oder mittendrin, Probleme haben, wollte ich schon schnell die Flinte ins Korn werfen. BRAWA, mal wieder, kein Wunder - und das Teil einpacken und zurück gehen lassen. Doch die Techniker vom Modellbahnshop Lippe hatten einen Tipp: Bremsklötze können hier in zu geringem Abstand zu den Rädern schon mal Ursache für Entgleisungen sein. Also habe ich mir die Fahrgestelle dann doch einmal etwas genauer angesehen. Letztlich hat das ja auch bei meinen Eilzugwagen geholfen, auch die von BRAWA, und auch die liefen schlecht. So schlecht, dass ich den Zug auf einer Steigung eingleisen konnte, ohne dass die Wagen zu Tal sausten. Die fuhren einfach nicht, blieben selbst auf der Gefällestrecke stehen. Sieben (7!) Wagen wurden mir geschickt, bis ich - nach einigem Tüfteln - einen Zug aus vier halbwegs gut laufenden Eilzugwagen zusammen hatte.

Die Bremsklötze waren es auf jeden Fall nicht, aber irgend etwas störte die Drehgestelle am Drehen. Und die Ursache: die hauchdünne Nachbildung einer Leitung oder Stange, an der das Drehgestell manchmal hängen blieb. Bei den Eilzugwagen musste ich damals die Nachbildung der Lichtmaschinen, von außen gar nicht zu sehen, entfernen, damit die Drehgestelle nicht auf Hindernisse trafen. Und hier wäre es die hauchdünne Leitung gewesen. Ob´s danach geklappt hätte? Keine Ahnung. Ich habe jedenfalls den Wagen zurückgeschickt mit dem Schwur, keine Vierachser von BRAWA mehr zu kaufen, egal wie toll die Modelle auch sind.


Hauchdünner Draht für was auch immer - reine Deko...

Endlich Ordnung schaffen - eigentlich wollte ich die Beleuchtungssteuerung der Anlage in das "große Stellpult" (kommt Ende des Jahres) integrieren, aber die überall herumhängenden Kabel haben mich dann doch genervt und ich habe sie nun zusammengefasst und auf verschiedene Stromkreise aufgeteilt, so dass die diversen Straßen- und Gebäudebeleuchtungen, Scheinwerfer und andere Lichtquellen ab jetzt einzeln zugeschaltet werden können. Nette kleinen Bastelei am Abend.

Auch hier laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: wann immer mir der Sinn nach einer ruhigen Beschäftigung am Computer steht, sitze ich an der Vorlage für das Bahnhofs-Stellpult. Eine pixelige Arbeit, die nach gut zehn Minuten die Augen deutlich angestrengt hat - PAUSE! Immerhin gibt es so jetzt Gleispläne, die - ergänzt um weitere Angaben - beim Verdrahten und Verschalten helfen. Bisher waren das alles schnelle Handskizzen, nun also ein solides Fundament für alle möglichen Dokumentationen.

Auch das gehört dazu: Klebetest. Ich will das Stellpult so einfach wie möglich halten, Unterlage kann eine beschichtete Holzplatte sein, darauf ein laminierter Ausdruck des Gleisplanes. Die Laminierfolie reicht mir als Schutz völlig aus, die Frage ist nur: wie kleben? Also werden laminierte Ausdrucke mit Latex, Alleskleber und Pattex aufgeklebt. Mal sehen, wie sie sich so halten. Fest steht schon gleich nach dem Kleben: bei Pattex muss man verdammt gut sein mit dem Auflegen, ein nachträgliches Ändern ist absolut nicht mehr möglich. Das genaue Gegenteil bei Latex: hier kann man noch sehr gut nachträglich schieben und so sehr genau kleben. Mal sehen, ob Latex auch dauerhaft den ersten Platz belegt...

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