Timmerbruch: Hafen noch nicht geflutet...

Dann und wann soll man ja im Leben einen Schritt zurück treten und den Blick auf das richten, was man schon alles geschafft hat. Damit die Orientierung nicht verloren geht, das große Ziel nicht aus den Augen verschwindet. Blick also über Timmerbruch-West mit der Bahnhofsausfahrt nach Jepperode und dem kleinen Bw. Ein schneller Rundumblick...

...auch in die andere Richtung: Timmerbruch-Ost mit dem großen Speicher. So, das war´s dann aber auch schon mit dem zurück treten, Ziel und Orientierung sind noch in Ordnung, nun also mit frischen Kräften wieder wacker zurück in den Baualltag! Der Hafen wartet!

Beim Hafenmodul sind die Gleise gelegt, elektrisch alles angeschlossen (an der Lötleiste rechts) und die wenigen Geländestücke grob vorbereitet. Der Anschluss an die Anlage ist unter dieser Straßenbrücke versteckt, ich wollte nicht schon wieder einen Tunnel oder ein anderes tunnelartiges Bauwerk erreichten. Mal sehen, wie das am Ende wirkt. Hinten übrigens mein Leib- und Magenkleber: Kittifix - ehemals ein DDR-Markenprodukt. Lösungsmittelfrei, trocknet matt-transparent aus und ist einfach ein völlig unkomplizierter aber sehr haftstarker Kleber. Klebt auch viele Dinge, die nicht in seinem Protfolio aufgeführt sind. Einfach versuchen.

Mit der an der Luft trocknenden Modelliermasse von DAS will ich den Hafenbereich "pflastern" - nicht so einfach wie gedacht. Der schwedische Kollege Martin Tärnroth* - Marklinofsweden, mit 150.000 Followern auf Youtube einer der ganz aktiven und kreativen Modellbahner Europas - hat das in einem Vlog, also einem Videoblog vorgestellt. Sooo gut wie bei ihm hat es bei mir nicht geklappt. Das passgenaue Einbringen der Masse schon, aber das Aufrollen der Pflaster-Struktur mit den Rollen von Modellbahn-Union ist tricky - die Rolle ist für große Flächen einfach viel zu kurz. Und sobald man das zweite Mal einen Belag überrollt oder eine zweite Bahn rollen muss, gibt es völlig andere Muster durch die Überlagerung der Prägungen. Andererseits: wenn ich an den Straßenbelag im Dortmunder Hafen denke - ich bin damals als Kind oft dort gewesen, Rohstoffe für die elterliche Bäckerei wurden da eingekauft, diese Straßenflächen waren alles andere als gleichmäßig gepflastert. Das war eine wilde Berg- und Tallandschaft, es gab viele geflickte Stellen. So wird es wohl auch hier aussehen. Ich bin gespannt, wie das nach Bemalung und Verschmutzung final ausschaut

Ich kann euch übrigens die Beiträge von Martin nur empfehlen. Er geht manchmal andere Wege - und es sind sehr gute Ideen, die er da in die Tat umsetzt. Oft verblüffend einfach und immer wieder inspirierend. Eine ganze Reihe von Tipps habe ich in die Tat umgesetzt und dabei viel Zeit, Mühe und auch Geld gespart. Daher ist er der einzige Mensch, der von mir für seine Beiträge im Netz Geld bekommen hat - mache ich sonst aus Prinzip nicht. Immerhin habe ich selbst fast 8.000 Seiten im Netz, Reiseberichte, Tipps usw. - ich käme nie auf die Idee, dafür um Geld zu bitten. Wer von seinen Internet-Seiten leben will oder muss, soll sie hinter einer Paywall veröffentlichen, Patreon und Co. sind ja eine gute Idee für solche Menschen, aber das Netz MUSS frei bleiben - meine Meinung. Doch hier habe ich eben eine Ausnahme gemacht. Das Foto unten muss ich noch nachtragen: der Hafenkran hat - natürlich - eigene Gleise. Da muss es also als erstes eine Stellprobe geben, damit klar ist, wie groß der Abstand genau sein muss. Also wird der Bau des Krangerüstes vorgezogen und dann die Gleislage festgelegt. Da die beigelegten Kranschienen viel zu kurz sind, muss ich ein Flexgleis opfern.

Hinten einer der HO-Wagen, die sich über die Jahrzehnte in irgend welchen Kisten gerettet haben. Viel zu groß, wahrscheinlich Spur 00 - aber zum Spuren und Testen ist er prima zu gebrauchen. Und dieser Wagen ist mein robuster Messwagen für Tunnel und andere Stellen, an denen der Bahn (fast) die Decke auf den Kopf fälllt. Wo der durchkommt, hat niemand Höhenprobleme. Unten liegt die nächste Wurst für das Pflaster zwischen den Schienen. Die Herstellung solcher Rollen fällt mir leicht, irgendwann muss sich ja meine Ausbildung als Bäcker - zwei Jahre Lehre, Prüfung Summa cum laude, also auf deutsch: mit Auszeichnung - auch mal lohnen. Immerhin habe ich in meinem ersten Leben dadurch sehr gut verdient, Sonntags- und Nachtarbeit wurde nicht schlecht bezahlt, steuerfreie Aufschläge von bis zu 50%, das rappelte im Karton! Dafür bin ich dann aber auch oft aus der Disco gleich in die karrierte Hose gehüpft, in meiner Zeit bei Reinecke Fuchs in Dortmund-Eving. Das beste aber war, wenn der LKW-Fahrer Urlaub hatte oder ihn ein Zipperlein plagte. Dann habe ich jede Nacht mit dem 16-Tonner palettenweise saures Paderborner Landbrot ins Rheinland geliefert, manchmal noch mit großem Dreiachs-Hänger dahinter. Das war nicht nur spannend, das war durch die Zuschläge auch äußerst lukrativ. Egal, auch hier beim "Würstchen rollen" haben sie sich ausgezahlt, die Jahre als Stift.

Tja, und so sieht es Mitte Januar aus: Hafen komplett gepflastert, Landschaft mit Klopapier und Leim angedeutet - nun muss alles gut durchtrocknen. Die Papier-Leim-Methode habe ich hier angewandt weil es leicht bleiben muss. Das Modul darf nicht zu schwer werden, sonst kann ich es nicht mehr oben aufs Regal wuchten. Während der Trockenzeit werde ich das Stellpult anschließen. Man muss ja was zu tun haben...

Auch hier tut sich was: ich muss endlich aus dem Stadium der baumlosen Steppe herauskommen. Einige Einzel(laub)bäume habe ich schon aus Islandmoos und Resten unserer hauseigenen Ligusterhecke (Rainweide) hergestellt. Durch Einschießen von Grasfasern wurde aus dem Islandmoos eine durchaus ansehnliche Baumkrone. Das Finale Aufbringen von Laub der Firma Noch krönt den Abschluss. Auf diese Weise sind auch viele meiner Büsche entstanden.

Mit den Nadelbäumen dagegen tue ich mich schwer. Selbstbau aus Drähten produziert wahnsinnig tolle Bäume - ist mir aber viel zu zeitaufwändig. Die im Handel erhältlichen Tannen sehen dagegen aus wie Flaschenputzer. Maschinengewickelt eben.

ABER: durch Herausschneiden von Ästen erhalten diese Industrie-Tannen schnell ein weitaus besseres Outfit - und ehrlich: für mich reicht das. Natürlich kann man tolle Nadelbäume kaufen, handgefertigt, die Stückpreise reichen von 25 bis weit über 100 Euro - für EINEN Baum. Für ein Diorama mit einigen wenigen Bäumen sicher eine gute Möglichkeit, für Timmerbruch kommt das nicht in Frage. Also Selbstbau und Änderung von Industrie-Angeboten. Und: beim nächsten Durchgang werde ich NOCH mehr Äste herausschneiden! Habe ich mir jedenfalls vorgenommen. Tut immer ein bisschen weh, für das Aussehen allerdings macht das viel aus.

Der Unterschied zwischen einer "Original-Flaschenputzer-Tanne" und einem leicht beschnittenem Exemplar, dem anschließend eine Prise Grasfasern spendiert wurden ist schon deutlich. Aber ich arbeite noch daran, auf jeden Fall gibt es das erste Test-Stück "Sauerland" - mal sehen, ob ich das noch optimieren kann. Besser geht ja immer...

Zum Beispiel durch die Kombination mit Laubbäumen - der Mischwald, in Zukunft die einzige Waldform, die angesichts des Klimawandels eine Zukunft hat. Wer die grau-braunen Berge im Sauerland mit den abgestorbenen Nadelbäumen kennt, weiß, wovon ich rede. Sieht einfach nur traurig aus, so ein ganzer Hang mit vertrockneten Bäumen. Das wird in Timmerbruch nicht passieren. Aber hier lebt man ja auch in der Epoche III, eine Zeit-Insel der Seligen: es wird munter produziert, die Wirtschaft brummt und alles basiert auf fossilen Roh- und Brennstoffen in ihrer schlimmsten Form mit viel Schwefel und allem, was da sonst noch zugehört. FCKWs werden ohne Scham abgeblasen und andere Umweltsünden begangen, so als hätte es den Club of Rome nie gegeben. Heute müssen wir die Suppe auslöffeln, aber eigentlich nicht wir, es sind unsere Enkel und Urenkel und die folgenden Generationen, denen wir ein entsetzliches Erbe hinterlassen. Wir kriegen ja mal gerade die Anfänge mit. Heute (Mitte Januar 2023) wurde die Bilanz veröffentlicht, was das Jahr 2022 anging: zweit-wärmstes seit der Klimaaufzeichnung. Aber ich will hier nicht schon wieder in die Politik abrutschen, die Timmerbruchler sind halt nicht besser als wir.

Kommen wir zu einer weiteren Baumsorte: Seegras oder Seemoos. In netten Kistchen verpackt (Architekturbedarf) für kleines Geld erhältlich...

...sind es fast schon "ab Werk" fertige Bäume. Unten eine Auswahl von unbearbeiteten Rohlingen. Kleinere Stücke und jene Teile, die man aus den größeren herausbricht, um bei diesen eine baumartige Struktur zu erreichen, können ohne Probleme als Büsche weiter genutzt werden Der Ausschuss ist so denkbar gering, er geht gegen Null. Ich habe solche abgezwickten Stücke zum Beispiel einfach zwischen die Tannen in meinem Sauerland-Testfeld gesteckt. Die Illusion von Laubkronen im Nadelwald ist perfekt, siehe weiter oben. Großer Nachteil: das Zeug ist spröde und damit brüchig, jede Berührung solcher Bäume würde zum Abbrechen kleinerer Teile führen. Da muss was getan werden!

Das hier ist keine Spartanische Blutsuppe, das ist mein Medium, um Seegras flexibel zu machen und ihm dauerhaft das Brechen abzugewöhnen: Propantriol - also Glycerin - 4 Teile Wasser und ein Schnaps Ethanol, also Brennspiritus. Dazu ein Fläschchen Holzbeize, damit die gelbliche Grundfarbe schon mal verschwindet. Nach drei Tagen in der Baumsuppe...

...sehen die Stängel dann so aus. Nun müssen die Stämme mit Leim oder einer Leim-Sand-Wandfarbe-Mischung etwas aufgepimpt werden, sie sind einfach zu dünn.

Hier der erste Durchgang - lange Grasfasern, kurze Grasfasern, final Laub von NOCH - sie sehen perfekt aus. Was habe ich bei meinen ersten Seegras-Bäumen gelernt? Das Verstärken des Stammes allein reicht nicht, denn oft hängt die Krone dann schief am verdickten Stängel, durch biegen kann das nicht korrigiert werden. Also werde ich bei der nächsten Charge einen dünnen Draht mit einarbeiten, der irgendwo oben in der Krone endet. Das sollte funktionieren, ich werde berichten.

Auch in Sachen Spontanvegetation hat sich was getan: die übliche Laborkostellation aus Alufolie und Backpapier, dann ziemlich dicker Holzleim oder ("etwas" teurer) der Spezialleim Tuft Tac von Woodland.

Fasern draufschießen - das klappt hervorragend, weil 1. die Alufolie unter dem Backpapier als Masseanschluss sehr gut wirkt und weil 2. der Begraser dicht über das Backpapier fahren kann. Nichts stört, kein Gelände, kein Gebäude, hier kann randlos begrast werden.

So sieht´s am Ende aus. Die Kreise will ich nutzen, um bereits festgeklebte Masten usw. damit bequem zu "umgarnen". Ich werde noch einmal mit Leim drüber gehen und bei einigen etwas Blütenstaub platzieren - das bringt dezente Farbe ins Bild.

Ja, auch diese beiden "Spezialwagen" sind zu Gast in Timmerbruch - sorgfältig designed von der übernächsten Generation. Aber sie durften erst nach Zulassung durch das Modelleisenbahn-Bundesamt auf die Schiene. Die ersten Muster mussten verworfen werden, das Lichtraumprofil ist unbedingt einzuhalten. Im Klartext: die Ebene über 2-Plus darf nur noch in der Mitte der Fahrzeuge um einen Stein erhöht werden. Sonst gibt´s Probleme bei der Einfahrt in die Tunnel. Ich habe natürlich vorher ausprobiert, wie das mit der Breite klappt - der GAU wäre ja, wenn so ein Jux-Wagen ein teures Lichtsignal (an schwierig erreichbarer Stelle etwa) umnietet. Aber so geht es. Und die Crew hat Spaß - und dafür ist die Modellbahn ja schließlich da...

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