Von Menschen und Tieren

Die Menschen leben gern´ in Timmerbruch, sie sind glücklich, dürfen sie doch in einer tollen Umgebung ihren Bedürfnissen nachgehen. Und ich tue schließlich was für meine Untertanen! Auch die Tiere fühlen sich wohl, Tierwohl steht bei mir ganz oben! Es tummeln sich etwa 300 Figuren auf der Anlage oder sie lümmeln sich auf den Sitzen der Fahrzeuge herum. Qualitativ hochwertig bemalte sind allerdings die Ausnahme, liegen die Preise doch bei 1-3€ pro Tier und Mensch, für besondere Einzelfiguren werden auch schon mal 5€ aufgerufen. Nur an besonders gut sichtbaren Stellen, vorn an der Anlagenkante etwa, stehen wirklich hochwertige Figuren. Alles was weiter hinten steht, am Bahnsteig, irgendwo am Ladegleis - da habe ich Figuren aus preiswerten Serien oder sogar aus den berüchtigten Konvoluten aus Fernost genutzt.


Appel und ´n Ei - mehr kosten 100 oder 200 oder 1.000 Figuren nicht

Figuren aus diesen Konvoluten können zum Teil - ich gebe zu: zum kleinen Teil - unverändert genutzt werden. Die meisten aber brauchen etwas Nacharbeit. Teilweise ist die Kleidung mit Farben gemalt, die hier kein Mensch tragen würde. Kreisch as Kreisch could be! Erst Recht nicht in Epoche III, da war man noch SEHR konservativ was die tragfähigen Farben anging. Rote Hosen habe ich damals bei Männern nicht gesehen und giftgrüne Kleider hätten mindestens zu allgemeinem Nasenrümpfen geführt. In ganz vielen Fällen kann man sich darauf beschränken, diese Teile der Figuren zu übermalen.


Bemalung - besser: Beklecksung - selten mehr als zwei Farben und IMMER schwarze Haare

Das gilt besonders für die Reisenden in den Wagen - da kommen nur Billigfiguren hinein, denen in der Regel ohnehin die Beine abgekniffen werden müssen, damit sie auf die Bänke passen. Sieht niemand, fällt niemandem auf. Einzig die kreischenden Farben werden übermalt. Recht oft allerdings muss die Haarfarbe korrigiert werden, denn natürlich sind 100% der Pipels schwarzhaarig. Wie singt der Volksmund: Ob blond, ob braun, ich liebe alle Haarfarben, da muss also energisch für Gleichberechtigung gesorgt werden. Oft habe ich diese Bemalung im Sommer gemacht, an Bord der Tremonia. Irgendwo unterwegs am Ankerplatz - bei ruhiger See kein Problem. Eine Lupenbrille mit Beleuchtung hat dabei gute Dienste geleistet.

Nur die Augen, die versuche ich bei den Figuren hinzubekommen. Das hat mich von Beginn an gestört, dieses leere Gesicht. Selbst mein Enkel, damals fünfjährig, hat sofort moniert, dass die ja alle keine Augen haben. Mittlerweile mache ich das mit hochverdünnter braun-schwarzer Farbe, die ich einfach auf die Figuren streiche und selbige dann auf den Rücken lege. Die wenigen Pigmente sammeln sich in den tiefen Stellen, nicht nur in den Augenhöhlen, auch in Falten der Kleidung und anderen Vertiefungen. Schöner Nebeneffekt: der Plastik-Hochglanz, den einige Hersteller ihren Figuren angedeihen lassen, verschwindet damit auch gleich. Klappt mal gut, manchmal besser, manchmal sieht´s es trotzdem scheiße aus. Aber sind wir ehrlich: je nach Standort, je nach Entfernung vom Betrachter sind viele Details gar nicht erkennbar.


Bierverkostung im Partysaal bei Reichlich - so sieht es vom Anlagenrand aus, 50cm Entfernung

Da habe ich mir ein gerüttelt Maß an Mühe gegeben, die abendliche Abschlussparty bei Reichlich etwas detaillierter zu gestalten. Der Bierverleger bietet Kneipentouren an, die am Abend in seiner eigenen Location enden, oft erst SEHR spät. Legendär diese Feten. Vor allem, wenn der alte Reichlich dann noch selbst in die Tasten greift und es so richtig grooven lässt. Es gibt eine Bar, links, sogar mit Zapfanlage und Zapfhähnen, die selbst mit meiner feinsten Pinzette kaum zu greifen waren. Eigentlich wollte ich da noch den legendären Steinway-Flügel einbauen, der war aber gerade nicht lieferbar (gibt´s tatsächlich) - aber ich werde drauf verzichten. Man sieht es von außen nicht wirklich. Was man erkennt, ist angedeutetes Leben. Dazu trägt auch die warme Beleuchtung bei, die bei der eher kalten Lichtstimmung im Umfeld sofort ins Auge fällt. Aber sonst ist der Effekt gleich Null.

Doch es gibt Kolleg:innen, die bringen es auch hier zu großer Meisterschaft. Lajos Péter Bulkai aus Ungarn, ihr habt ihn schon durch seine grandiose Umkleidekabine auf der Seite der Kompromisse kennen gelernt - er zaubert auch bei den Figuren. Er malt Schatten und Lichter auf die Jeans der Figuren, mit einem einzelnen Schnurbarthaar seiner Katze zaubert er sogar den Lidstrich und die Lippenkontur auf die Figuren. Chapeau kann ich da nur sagen. Inzwischen sind ihm die Preiser-Figuren allerdings schon zu grob gespritzt, manche Details im Gesicht etwa kommen gar nicht richtig heraus. Daher setzt er jetzt auf Figuren aus dem 3D-Drucker, die sind filigraner und näher an der Realität. Ihr solltet mal seine Mädels sehen, kann ich hier nicht zeigen, sonst gibt´s Ärger. Solche Arbeiten kann ich nur bewundern, da fehlt mir schon die ruhige Hand, von der Geduld ganz zu schweigen. Außerdem haben wir keine Katze. Aber ich habe Lajos dazu überredet, seine Figuren-Tipps und -erfahrungen zusammenfassend zu veröffentlichen, hier in Timmerbruch!


Arbeiter, bemalt von Lajos - großartig!

Letztlich gilt das bei den Kompromissen gesagte: aufwändig bemalte Figuren sind für ein Diorama unverzichtbar, für eine bespielte Modellbahn oft Perlen vor die Säue. Man hat gar keine Zeit, diese Details zu bemerken oder zu bewundern, letztlich muss der Schadwagen aus dem Zugverband herausrangiert und auf ein Abstellgleis geschoben werden. Und das, ehe der Eilzug, ohnehin schon verspätet, in den Bahnhof einfährt.


Leere Gesichter stören einfach, auch wenn man es nur ahnt...

Wobei die Entwicklung bei den gewerblich hergestellten Figuren auch weiter geht. Inzwischen werden die teilweise schon im Mehrfarbendruck hergestellt: karierte Hemden, Krawatte und andere Details müssen nicht mehr gemalt werden, sie kommen gleich beim Druck aus verschiedenen Düsen. Und auch der Druck selbst wird detailreicher, vorbildgetreuer - mit modernen Druckern ist das ja kein Problem mehr, das zeigen die vielen Kleinserien. Was es davon in die Großserie schafft - ich bin mal gespannt, was ich da vielleicht noch erleben darf...


Verwaltungsgebäude im Bw - auch da gibt´s kleine Menschen im Büro

Und trotzdem gibt es auch bei mir einige Stellen, an denen ich mir etwas mehr Mühe gegeben habe, Stellen, die Geschichten erzählen. Etwa die Wanderer auf dem Schorveskopf oder die Jungs mit den propperen Mädels, die ihren Grill einfach am Rangierbahnhof aufgebaut haben.

Ich verwende bei Innenräumen passende Ausdrucke von Innenraum-Fotos aus dem Internet, klebe diese auf die Innenwände und je nach möglicher Einblick-Richtung gibt es dann ein paar Einrichtungsgegenstände und - natürlich - die entsprechende Beleuchtung. Mehr kann man ohnehin nicht sehen.


Nochmal die Bw-Verwaltung: nur durch die Fensterseite rechts ist ein Einblick möglich

Hier und da hat es eben dann doch richtig Spaß gemacht, etwa mehr ins Detail zu gehen. So gibt´s auf der Ladestraße gerade einen Anschiss vom Lademeister wegen falsch gelagerter Holzbohlen. Oder die Kollegen Eisenbahnfotografen, die an einer Überwerfung auf den nächsten Zug warten. In einigen Büros wird heftig gearbeitet, man kann also schon eine Menge entdecken.


Bürobetrieb im Tanklager direkt an der Anlagenkante

Und wer seinen Spaß an solchen Szenen hat, der soll ihn eben halt ausleben. Jeder muss seine eigenen Prioritäten setzen oder wie es weiland der Alte Fritz kund tat: Jeder (und jede - füge ich mal hinzu) soll nach seiner/ihrer Façon seelig werden. Dass allerdings die Schafherde an Shaun das Schaf erinnert - sogar der dicke Vielfraß ist dabei - ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Das kann ich wieder nur durch Blick auf meine Enkel begründen und damit auch entschuldigen. Musste sein, DA kann ich nix für! Genau so wie für die beiden Einhörner, die hier auf den Weiden ihr Unwesen treiben. Dafür habe ich meine beiden besten Pferde geopfert und die beiden Kurzen haben denen selbst ein gaaanz dünnes Loch in die Birne gebohrt für das Horn, das eine. Immerhin wird diese Spezies bereits von Aristoteles beschrieben - dass unsere Wissenschaft bis heute die Existenz nicht nachweisen kann, stellt den Damen und Herren ein richtig schlechtes Zeugnis aus. In Timmerbruch jedenfalls kann man sie sehen - manchmal, manchmal nur bei Vollmond, manchmal nur wenn Mars und Jupiter - ach egal, hier ist eines der wenigen Zufalls-Fotos vom Unicorn.

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